Eine Analyse des Stellenwertes, der Frauenbildung etwa in Finnland, Spanien und Tschechien historisch eingeräumt wurde, verdeutlichte die enge Beziehung zwischen der Situation von Frauen und der Rolle des Staates hinsichtlich seiner Machtausübung und Gesetze. Etwa im Wissenschafts- und Forschungsbereich zeigen sich die anhaltenden Schwierigkeiten, mit denen Frauen konfrontiert sind, wenn sie Positionen auf hohem Niveau zu erlangen versuchen.
Budgetkürzungen stellen ein zusätzliches Hindernis dar. Ein Negativbeispiel ist Weißrussland, wo der freie Zugang zu Sekundarschulen abgeschafft wurde, was den Zugang zu Bildung für die breite Masse und für Frauen weiter erschwert.
Untersuchungen aus Frankreich und Italien über über geschlechtersensiblen Schulunterricht zeigen, wie schwierig es in der Praxis ist, Veränderungen herbeizuführen. Ministerielle Vorgaben und heftiger Widerstand von „Expert_innen“ gegen Schulen, die Reflexion empfehlen und eine geschlechtersensible Pädagogik umzusetzen versuchen, treffen sich mit politischen und kirchlichen Gegner_innen, denen es gelingt, geschlechtersensiblen Unterricht als totalitäre Propaganda darzustellen.
Die einzelnen Beiträge der Teilnehmer_innen zeigten klar, dass eine Gleichstellung der Geschlechter trotz der Errungenschaften des vergangenen Jahrhunderts noch lang nicht Realität ist. Das Patriarchat hat heute ein anderes Gesicht, ist aber gesund und munter wie eh und erlebt in der Krise eine Stärkung. Religionen stützen die Stereotypen, die in der Gesellschaft nach wie vor verankert sind.
Die Globalisierung hat massive Auswirkungen auf Bildung und Forschung. Schulen werden zunehmend wie Unternehmen geführt und müssen Marktanforderungen entsprechen. Es ist essentiell, sich von dieser Wettbewerbstheorie weg zu bewegen – hin zu einem Verständnis von Bildung, die dem Leben und der politischen Teilhabe dienen soll, hin zu einem konstruktiven und respektvollen Dialog zwischen Frauen und Männern aller Kulturen und Nationalitäten. Bildung muss vom Kindergarten bis zum Erwachsenenalter kostenlos sein. Frauen muss, ihren Wünschen und Interessen entsprechend, der Zugang zu allen Bildungsbereichen ermöglicht werden. Um diese Veränderungen herbeizuführen, braucht es ein radikales Umdenken.
Weiters braucht es Reformen der Arbeitswelt: Die wöchentliche Arbeitszeit muss ohne Lohneinbußen auf 30-35 Stunden verkürzt werden, um Arbeitslosigkeit und prekäre Arbeitsverhältnissen zu reduzieren, die durch die EU-Politik zugenommen haben.
Dank des länderübergreifenden Meinungs- und Erfahrungsaustausches konnten gemeinsame Punkte definiert werden, die für Frauen im Bildungs- und Ausbildungssystem entscheidend sind und Auswirkungen auf das soziale und politische Leben sowie die Arbeitswelt haben.
Es ist also notwendig, eine kritische Alternative aufzubauen.