Die Themenbereiche Alternativen für Europa, Frieden, Demokratie und internationale Solidarität standen im Zentrum der Sommeruniversität in Budapest. Ein reichhaltiges Kulturprogramm stellte zudem einen willkommenen Ausgleich zu den intensiven Diskussionen dar.
Die diesjährige Sommeruniversität von der Europäischer Linkspartei und transform! fand im Budapester Arbeiter_innenbezirk Újpest statt.
Gastgeberin war die Ungarische Arbeiter_innenpartei 2006, die keine Mühen scheute, um angenehme Arbeitsbedingungen und eine produktive Atmosphäre für regen Austausch und Diskussionen zu schaffen. Etwa Aktivist_innen, Kämpfer_innen, Politiker_innen und Intellektuelle aus ganz Europa nahmen an der Veranstaltung teil. Sogar ein Redner aus Ecuador war dabei.
Im Rahmen der Sommeruniversität wurden hauptsächlich die Themenbereiche Alternativen für Europa, Frieden, Demokratie und internationale Solidarität behandelt. Die Workshops am Freitag konzentrierten sich auf Zentral- und Osteuropa, da die Sommeruniversität schließlich in dieser Region stattfand.
Die Kluft zwischen „West“ und „Ost“ überwinden
Diese heurige Sommeruniversität kann als Versuch gesehen werden, die Differenzen innerhalb der Linken und die Kluft zwischen den westlichen und östlichen Staaten Europas zu überwinden. Ebenso versuchte sie, den westlichen Zentrismus im vorherrschenden wissenschaftlichen Diskurs und innerhalb der Diskussionen der Linken zu bewältigen. Für eine Analyse der aktuellen Situation Europas ist es von größter Bedeutung, die Erfahrungen der osteuropäischen, ehemals staatssozialistischen Länder einzubeziehen. Dies betrifft auch den brutalen neoliberalen Übergang und die umfassende Vermarktlichung, die vor nunmehr fast dreißig Jahren begannen, wie Veronika Susova-Salminen in ihrem Beitrag im Rahmen des Workshops „Autoritarismus und Demokratie in Mittel- und Osteuropa“ betonte.
Gendergerechtigkeit
Überraschender- und natürlich erfreulicherweise waren die Panels häufig weiblich besetzt: 44 Frauen, die als Rednerinnen und Moderatorinnen auftraten, standen 28 männlichen Kollegen und Genossen gegenüber. Jeden Tag wurde ein feministisches bzw. frauenspezifisches Seminar abgehalten; in vielen Beiträgen wurde eine feministische Perspektive auf das jeweilige Thema dargelegt.
Themenvielfalt
Die Panels des ersten Tags umfassten folgende Themenbereiche: Europa im Zeitalter der Globalisierung; Ökosozialismus und Ökofeminismus; die Folgen des Brexit-Referendums; Überlegungen vor dem Besuch des Georg-Lukács-Archivs; Europäische Integration: Sackgassen und Alternativen; 20 Jahre Bezirksverwaltung: Herausforderungen und Korruption im Kontext mit dem ehemaligen Bezirksvorstand des IX. Budapester Bezirks; unterschiedliche Wege der Linken in Europa – mit einer Rede der griechischen Ministerin für Arbeit, soziale Sicherheit und Solidarität, Efi Achtsioglou.
Am zweiten Tag wurden folgende Themen beleuchtet: Soziale und demokratische Rechte in Ungarn; die europäische Kampagne gegen Menschenhandel der EL; öffentliche Dienstleistungen, Gesundheit und Bildung; Wahlsysteme, Autoritarismus und Demokratie; Social-Media-Strategien; der Aufstieg der Rechten und des Autoritarismus in Europa; die Situation der Frauen in Zentral- und Osteuropa; die Visegrád-Gruppe.
Unter den Themen am Samstag waren: Linke Alternativen zur Flüchtlingspolitik der EU; Präsentation des geplanten Marseille-Forums; Friedenspolitik für ein Europa am Rande der Militarisierung; Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen; die Einheit der Linken in Europa; Migration, Fremdenfeindlichkeit und Kriminalisierung von Solidarität.
Das Themenspektrum wurde von manchen als sogar zu breit kritisiert. Außerdem wurde das Feedback gegeben, dass viele Workshops nicht tief genug in die Thematik vorgedrungen seien.
Reichhaltiges Kulturprogramm
Das Kultur- und Stadtbesichtigungsprogramm war abwechslungsreich und vielfältig:
Die Eröffnungsveranstaltung wurde vom Ságvári-Chor begleitet, und transform! europe präsentierte die Wanderausstellung „Colours of a Journey – Bilder von der Flucht“. Am Abend gab der ungarische Sänger Attila Tapolczai ein Konzert.
Ein Bootsausflug auf der Donau, ein Besuch der Holocaust-Gedenkstätte und ein Besuch des von der Schließung bedrohten Lukács-Archivs wurden ebenfalls organisiert.
Darüber hinaus wurde der Film „Fire at Sea“ gezeigt, eine Dokumentation über Flüchtlinge und Inselbewohner von Lampedusa.
Im Rahmen einer PowerPoint-Präsentation wurde die Nachbarschaft, in der die Sommeruniversität stattfand, vorgestellt. Eine Gedenk- und Protestveranstaltung wurde im „Park der Freiheit“ abgehalten, nahe der Statue des Soldaten der Roten Armee, der an die kurzlebige ungarische Sowjetrepublik erinnert. Jobbik, die ungarische rechtsextreme Partei, die die Bezirksverwaltung innehat, hatte nämlich die Umbenennung des Parks und die Entfernung der Statue beantragt. Die Partei FIDESZ hatte diesem Antrag zugestimmt.
Die experimentelle Theaterregisseurin Eva Brenner aus Wien und der in Belgrad lebende Regisseur Ivan Pantelic zeigten Auszüge aus ihrer aktuellen Performance „Marija“, die in Wien im Herbst gezeigt wird und auf einem Stück von Isaak Babel zur Oktoberrevolution basiert.
Das Abendessen des letzten Tages und die Abschiedsparty fanden in einem typisch ungarischen Restaurant statt, einer „Csárda“, in der eine Band internationale Volkslieder und Lieder der Arbeiter_innenbewegung spielte und Csárdás-Tänzer_innen eine Einlage zum Besten gaben.
Hier kann das Konferenzprogramm abgerufen werden.
Ausgewählte Beiträge der Redner_innen werden nach und nach in der rechten Spalte hinzugefügt.
Czesław Kuleszas Beitrag siehe: Polish Left: Mistakes of the Past and Challenges of the Future