ERT – Solidaritätsstatement

Mit unserer täglichen Präsenz in dem besetzten Gebäude beteiligen wir uns an der Seite der Belegschaft von ERT am Kampf für die Rücknahme dieser Entscheidung.
Im Gegensatz zu den verschiedenen Tagesprogrammen privater Sender sind die Programme von ERT nicht extrem sexistisch und frauenfeindlich, sondern in der Regel qualitativ höherwertig. Wir können nicht behaupten, die Themen Sexismus und Homophobie spielten in den Programmen von ERT überhaupt keine Rolle, aber sie werden weniger offensiv dargestellt. In einigen Fällen, in denen sexistische Darstellungen oder Verhaltensweisen gesendet wurden, haben wir mit Erfolg dagegen protestiert. Diese Grundhaltung sowie die Möglichkeit sozialer Intervention/Kontrolle ist ungeachtet aller bestehenden Mängel und Versäumnisse ein integraler Bestandteil eines jeden öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Radiosenders.
Wenn die von der Regierung geplante neue Rundfunkanstalt schließlich sendebereit sein wird, werden die dann geltenden Kriterien, die denen für Privatsender entsprechen, jede Möglichkeit einer demokratischen Funktionsweise untergraben und letztendlich alle positiven Aspekte aufweichen.
Darüber hinaus legen wir Wert auf die Feststellung, dass die Mehrheit der Belegschaft von ERT Frauen sind, die die gleichen gesetzlichen Löhne wie ihre männlichen Kollegen erhalten. Natürlich gibt es auch hier entsprechend der Qualifikation und Position ungleich verteilte Löhne für Frauen und Männer, wobei sich die Schere insgesamt allerdings weniger weit öffnet. Auch sind die Entwicklungschancen in verantwortlichen Positionen nicht gleich, aber dennoch besser als anderswo im öffentlichen Dienst oder in anderen öffentlichen Unternehmen.
Überdies halten wir es für erwähnenswert, dass (abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen) die einzigen Sendungen, in denen Einwanderer und Flüchtlinge, und zwar insbesondere nach Griechenland eingewanderte und geflohene Frauen, und andere Minderheiten, wie z. B. behinderte Menschen, zu Wort kamen, vom öffentlich-rechtlichen R-TV ausgestrahlt wurden. Die Schließung von ERT hat zur Folge, dass soziale Minderheiten in den Medien gar nicht mehr vorkommen und dem Vergiften des sozialen Miteinanders freier Lauf gelassen wird.
Im Rahmen unserer Beteiligung am Alternativen Gipfel (Alter Summit) arbeiten wir mit vielen Bewegungen in Griechenland und Europa für den Schutz der Grundrechte zusammen. Organisationen, die sich am Alternativen Gipfel beteiligen, spielen in Europa bereits eine zentrale Rolle bei den Solidaritätsbekundungen für den Kampf um ERT.
Verbesserungen im öffentlichen Dienst können nur durch einen Kurs erreicht werden, der entgegengesetzt zu dem von der Regierung eingeschlagenen Weg verläuft und bei dem demokratische Orientierung und soziale Kontrolle an erster Stelle stehen. Dieser Kurs sollte auch im Hinblick auf den Sender ERT verfolgt werden, der oft als Sprachrohr staatlicher Politik und Propaganda fungiert. Die Verantwortung für Misswirtschaft, wirtschaftliches Versagen und Skandale liegt allein bei der derzeitigen Regierung (und den Vorgängerregierungen), weil sie es war, die die Manager einsetzte, und weil sie somit die Verantwortung für all die Rechtsverstöße trägt, die sie jetzt zur Begründung vorbringt. Deshalb darf man es auch nicht ihr überlassen, den öffentlich-rechtlichen Hör- und Fernsehfunk neu zu strukturieren.

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