Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen,
vor vierzehn Jahren, zu Beginn des neuen Milleniums, wurde das Weltsozialforum als Reaktion der Menschen auf die Globalisierung der Märkte ins Leben gerufen. Es war ganz bewusst als offener Treffpunkt von Bewegungen, Gewerkschaften und Verbänden aus aller Welt gedacht, die nach progressiven Lösungen für globale Probleme suchen: Armut, soziale Ungleichheit, Mangel an Demokratie, Rassismus, Zerstörung der Umwelt und fehlende wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit. Aufbauend auf einem Dialog unter Gleichgestellten und horizontalen Abläufen bewies es, dass gesellschaftliche Kräfte aus allen Teilen der Welt, auch wenn sie verschiedene Probleme bekämpfen, sich zur Verfolgung gemeinsamer Ziele zusammenfinden und so eine alternative Vision und einen Plan für die Zukunft des Planeten entwerfen können. Mit solchen Vorstellungen, zusammengefasst in Losungen wie „Menschen vor Profit“ und „Eine andere Welt ist möglich“, wurde das Weltsozialforum zu einem Ort, wo Ideen und Strategien entstanden und wuchsen, die mit der Zeit die globale Vorherrschaft des Neoliberalismus in Frage stellen würden.
Unsere gemeinsame Verantwortung dafür, eine andere Perspektive für die Welt zu entwickeln, ist heutzutage viel größer, zu einer Zeit, in der blinder Fanatismus, Gewalt und sozialer Rückschritt als Alternative zu der bedrohlichen Macht der Märkte erscheinen. Diese Alternative diente auch denjenigen als Motivation, die vor kurzem Tod und Angst in Tunis verbreiteten. Die Bewegungen sollten entschieden den Weg zu ihnen blockieren, indem sie die Herzen und den Verstand der Armen und Unterdrückten gewinnen. Weder die Kombination von Fanatismus und Intoleranz noch die von Faschismus und Rassismus können neue Wege in die Zukunft öffnen. Die Welt wird nur mit Hilfe der Demokratie, der Achtung von Grundrechten, der Solidarität und gemeinsamer Kämpfe Fortschritte machen.
Liebe Freundinnen und Freunde, wie ihr wisst, befindet sich Griechenland seit einiger Zeit im Widerstreit mit den Grundsätzen des Neoliberalismus. Angesichts der katastrophalen Kürzungspolitik und der Erpressung durch die Märkte sind die Menschen in unserem Land entschlossen, die Demokratie, den Sozialstaat, öffentliche Güter und das Recht auf angemessen bezahlte Arbeit zu verteidigen. Wir kämpfen für das Leben, für Würde und für soziale Gerechtigkeit in dem Bestreben, die Wirtschaft auf die Bedürfnisse der Gesellschaft statt die Gesellschaft auf die Bedürfnisse der Wirtschaft und reinen finanziellen Profit auszurichten.
Unser Blickfeld wird nicht durch die Grenzen unseres eigenen Landes beschränkt. Es erstreckt sich über ganz Europa. Wir wissen, dass andere Menschen in unsere Fußstapfen treten und entschlossen sind, die Kräfte der Demokratie dazu zu nutzen, die Welt gerechter und die Zukunft freundlicher zu gestalten. Die Front, die mit den gegenwärtigen Machtverhältnissen in Widerspruch steht, formiert sich bereits und wird mit jedem Tag stärker.
Wir wissen, dass diese Entwicklungen vom diesjährigen Weltsozialforum in Tunis diskutiert werden. Wir wissen, dass die universelle Unterstützung Griechenlands eine Schlüsselfrage ist, aber auch die Unterstützung aller Menschen, die für einen historischen Wandel in Europa und auf der ganzen Welt kämpfen. Deshalb sendet Griechenland heute allen, die an dem diesjährigen Forum teilnehmen, einen Gruß voller Optimismus, Kraft und Entschlossenheit. Mit Solidarität als ihrer Waffe werden die Menschen gewinnen!
24. März 2015
Übersetzung: Gabriela Greif, Coorditrad