Hunderttausende strömten am 2. März in den portugiesischen Städten auf die Straßen, um gegen die Sparmaßnahmen zu protestieren, in die die Regierung ihre Hoffnung setzt, den Rettungsschirm nicht in Anspruch nehmen zu müssen und das Land aus der Rezession zu holen.
Von nicht-parteigebundenen Gruppen unter Einsatz von Social Media organisierte und koordinierte Proteste haben das ganze Land erfasst, wobei die größte Massendemonstration in der Hauptstadt Lissabon stattfand.
Laut Angaben der Koordinator_innen der Kundgebung sammelten sich eine halbe Million Protestierende auf jener Lissabonner Prachtstraße, die zum Finanzministerium führt. Viele von ihnen trugen Schilder und skandierten: „Es ist Zeit für die Regierung zu gehen!“ und in Richtung der Geldgeber aus Europäischer Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds: „Zum Teufel mit der Troika! Wir wollen unser Leben zurück“.
Viele in der Menge sangen ‚Grandola’, ein Protestlied aus der Zeit der ‚Nelkenrevolution’ des Jahres 1974, die zur Beseitigung der von Antonio Salazar errichteten Diktatur geführt und der Herrschaft der Militärs im Land ein Ende gesetzt hatte.
Was die Protestierenden fordern ist eine gänzliche neue Regierungspolitik, die die portugiesische Wirtschaft wiederbeleben will, während das Land mit der schlimmsten Rezession seit den 1970er Jahren zu kämpfen hat.
„Die Menschen sind verzweifelt, sehen, dass ihre Einkommen drastisch gekürzt werden und dass ihre Familienangehörigen und Freunde keine Arbeitsplätze haben”, zitiert das Wall Street Journal Nuno Almeida, einen 49-jährigen Journalisten und Mit-Organisator der Proteste.
Am Donnerstag stellte der portugiesische Ministerpräsident Pedro Passos Coelho mehr Ausgabenkürzungen als Teil der tiefgreifenden Reform des Staates in Aussicht, die, wie er sagte, notwendig sei, um künftig niedrigere Steuern zu ermöglichen.
„Diese Regierung hat für ihre Bevölkerung nur mehr Brot und Wasser übrig, während sie gleichzeitig Staatseigentum zum Spottpreis verscherbelt, um Schulden zurückzuzahlen, die von korrupten Politikern angehäuft wurden, um damit Banker zufriedenzustellen,“ zitiert Reuters einen der Protestierenden, den Filmemacher Fabio Carvalho. „Die Dinge müssen sich, wenn nicht heute, so doch morgen ändern und wir müssen auf der Straße bleiben, damit die Regierung zurücktritt.”
Die Kundgebungen in Lissabon, Porto und mehreren Dutzend anderen Städten wurden via Internet von einer Gruppe Aktivist_innen, die sich ‚Que Se Lixe a Troika’ (Zum Teufel mit der Troika) nennt, organisiert, berichtet Reuters.
Diese Demonstrationen fanden zeitgleich mit der vierteljährlich stattfindenden Überprüfung durch die für die Euro-Rettung zuständigen Inspektoren von EU und IWF statt.
Quelle: http://rt.com/news/thousands-protest-austerity-portugal-734/
In der Spalte rechts (Mulitmedia) finden Sie das Video, auf dem 600.000 Menschen zu sehen sind, die auf der Kundgebung in Lissabon „Grandola vila morena” singen.