Die Macht der Ideologie: Feminismus und seine Kritische Betrachtung

Rede der Philosophin und Psychoanalytikerin Nicole-Edith Thevenin auf der öffentlichen Konferenz am 9. November 2013 in Capannori, Italien, im Rahmen des Europatreffens der FAE.

Welchen Appell möchte ich hier an euch richten? Welcher Appell könnte die politische, ideologische und wirtschaftliche Situation in einer Weise berücksichtigen, dass diese Verhältnisse für uns eine Chance darstellen könnten, uns vom politischen Niedergang und den sozialen Missständen nicht unterkriegen zu lassen? Ein Appell, der eine Bewegung wiederaufleben lassen soll – die Frauenbefreiungsbewegung. Was soll das bedeuten? Eine Bewegung kann sich im Kreis drehen und ohne jemals ihre Kreisbahn zu verlassen. Es scheint, als wäre dies der Punkt, an dem wir uns befinden. Wir machen uns durchaus bemerkbar und haben viele Forderungen, bewegen uns jedoch immer in denselben Bereichen und innerhalb bestimmter Grenzen mit einem eingeschränkten Horizont. Was uns fehlt ist eine Antriebskraft, die es uns ermöglicht, nicht nur im Strom Widerstand zu leisten, sondern uns gegen den Strom selbst zu stellen, ihn aufzuhalten, und in eine andere, sinnvolle Richtung zu leiten, was uns schließlich aus der uns umgebenden Tristesse herausholen könnte.
Denn eine Bewegung kann auch einen Weg fortreißen, abdrängen oder einen erzwingen. Einen Weg zu erzwingen bedeutet einen solchen an einer Stelle einzuschlagen, wo niemand einen erwartet hatte, wo alle Zeichen gegen ihn stehen und sich daher neue Horizonte eröffnen. Das bedeutet, eine Situation zu begreifen. Eine Situation zu begreifen bedeutet, diese über einen Blickwinkel, eine Perspektive zu verstehen, die außerhalb der vorherrschenden Sichtweise liegt und von einem Standpunkt bestimmt wird, der nicht statisch sondern flexibel ist und gemeinsam mit einem Ziel die Mittel bietet, dieses Ziel zu erreichen.
Die Frauenbefreiungsbewegung räumt politischen und ideologischen Positionen Priorität ein, um an Zugkraft zu gewinnen. Worauf bezieht sich das jedoch? Und was ist ihr Ziel? Eine Bewegung kommt in ihrer Praxis nie ohne eine theoretische Grundlage aus; die Praxis muss nach innen gerichtet sein, sich selbst begutachten und sich selbst kritisieren. Denn ohne Theorie kann kein Weg geschaffen werden, sondern nur ein gefährlicher Pfad, der einen unwissend und vom vorherrschenden Diskurs geködert im Stich lässt. Ohne Theorie, die ein ganzheitliches Verständnis vermittelt und somit Grenzen und Auswege aufzeigt, drehen wir uns nur im Kreis, während wir glauben, Fortschritte zu machen, obwohl diese Wiederholung die unsichtbare Ausformung unserer Machtlosigkeit ist.
Die feministische Bewegung kann nicht auf Verbände oder Parteien reduziert werden. Ebensowenig kann sie auf Forderungen reduziert werden, die in einem bestimmten Rahmen gestellt werden, auch wenn dieser all diese Forderungen umfasst. Der Rahmen umfasst sie jedoch auf der Grundlage nur als Vehikel für Letztere zu dienen, das es ihnen erlaubt mehr zu sein, als sie das allein können. Die feministische Bewegung wurde zur Bewegung, als sie sich eine politische Strategie zurechtlegte und sich in die ideologische Schlacht einbrachte. Als sie, sowohl außerhalb als auch im Rahmen des Gesetzes, eine Haltung annahm, die nicht nur Teile der Struktur in Frage stellte, sondern die Struktur selbst; die patriarchalische Struktur. Kurz; als sie sich das "Verständnis der Sache" aneignete. Wir haben dieses "Verständnis der Sache" mit dem Verebben der sozialen und politischen Kämpfe verloren, mit der Krise der ArbeiterInnenbewegung und dem deutlich spürbaren Niedergang des Ansehens von Marx und Freud.
Daher wurde die Verherrlichung des geltenden Rechts und des Ökonomismus, die damit einhergingen, zu einem vorherrschenden Phänomen.  Damit entstand auch das, was ich Staats- und Demokratiefetischismus nenne. Wir kämpfen stärker für die Einbindung in bestehende Strukturen, als wir uns für ein verstärktes Hinterfragen der Struktur selbst einsetzen. Letzteres würde ein verstärktes Bewusstsein für die Konflikte und Widersprüche, die im Spiel sind, generieren. In dieser Hinsicht folgen wir der Bahn, die alle Parteien und Bewegungen der "Linken" eingeschlagen haben. Das Kräfteverhältnis steht nicht zu unseren Gunsten, da wir dazu neigen, uns dem zu unterwerfen, was wir scheinbar nicht durchbrechen können – auch wenn wir es umgestalten wollen. Was wir ständig fordern, die "Ausweitung" der Demokratie, eine "wiederhergestellte" Demokratie, verändert weder die Natur der Demokratie, da diese im bürgerlichen System eingearbeitet ist, noch ändert sie den strukturellen Aspekt der patriarchalischen Struktur. Es ist notwendig und wichtig, für unseren rechtmäßigen Platz, unsere Rechte und unsere rechtliche Anerkennung zu kämpfen und somit den demokratischen Raum ausweiten zu wollen: In diesem Kampf geht es um unser tägliches Leben.  Wenn dies jedoch die Illusion schafft, dass wir an Boden gewonnen hätten und sich das System ändern würde – obwohl der gesamte Staatsapparat und die Institutionen, die dazu gehören, bestehen bleiben – dann bedeutet dies unseren Verlust der ideologischen Schlacht und dass uns die Schlachten, die wir gewonnen haben, den Krieg verlieren ließen. Das wurde uns durch die Rückschritte im Bereich der Frauenrechte und deren politische und soziale Bedeutung vor Augen geführt.
Denn eine Eigenschaft der bürgerlichen Demokratie ist ihr Schwanken bzgl. der Basis des Kräfteverhältnisses im Klassenkampf. Und dieses auf Tendenzen und gegenläufigen Tendenzen beruhende Schwanken dient in letzter Instanz immer dem Nutzen der herrschenden Klasse und des Kapitals. Soll heißen: Dem Nutzen der Ausbeutung und Vermarktung von Menschen, der Zerstörung der Welt. Vergessen wir nicht, dass die Demokratie in Griechenland im Zusammenhang mit dem Klassensystem entstanden ist (Sklaverei). Bei der Analyse der Reproduktion von Kapitalismus geht es nicht darum, nur auf der wirtschaftlichen Ebene zu bleiben, sondern darum, gleichzeitig über die Funktion und Funktionsweise der Demokratie als ideologischem und politischem Apparat nachzudenken, der die Reproduktion von Unterwerfungsmustern sicherstellt und die Interessen verschleiert, die tatsächlich im Spiel sind.
Wie können wir also einen neuen Demokratieprozess beginnen? Um darüber nachzudenken, müssen wir in der Geschichte zurückgehen und ein Beispiel suchen, wo es gelang, diesen Rechts- und Staatsfetischismus zu durchbrechen, um sich an anderswo zu etablieren; die Pariser Kommune. Die Pariser Kommune zog ihre Lehren aus den Niederlagen der Arbeiterklasse, die in jeder Revolution vom Bürgertum, dessen Rechtmäßigkeit sie prüften, wie der letzte Dreck behandelt wurden und etablierte sich anderswo und schaffte durch ihre bloße Existenz einen alternativen politischen Raum, der einen Bruch mit dem politischen Raum des Bürgertums darstellte. Seit damals gilt sie für proletarische Revolutionen als richtungweisend. Marx hat uns in seinem Werk "Die Klassenkämpfe in Frankreich" daran erinnert. Die Bedeutung von proletarischen Revolutionen besteht nicht darin, die Macht an sich zu reißen und die Staatsmaschinerie in den Dienst der proletarischen Klasse zu stellen, sondern die Staatsmaschinerie zu brechen, die Produktionsverhältnisse zu ändern und eine alternative Funktionsweise für die gesellschaftliche Organisation zu schaffen, die dem Klassenkrieg ein Ende setzen und durch Gleichheit zu wahrer Freiheit führen würde. Das ist es, worüber er im Konzept der "Diktatur des Proletariats" theoretisiert. Heute, nach den Erfahrungen mit den sogenannten "sozialistischen" Staaten, lässt das Wort "Diktatur" die Menschen aufschrecken. Wir müssen uns jedoch auf die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs zurückbesinnen (und somit den geistigen Terrorismus überwinden, der an der Marxistischen Theorie begangen wird), wie er auch im Konzept der "Diktatur des Proletariats" verwendet wird: Sie soll nicht als ein Mittel zur Unterwerfung dienen, sondern alle Machtstrukturen zerschlagen und aus dieser Position wahre Demokratie schaffen. Da es aber einen verschärften Konflikt zwischen den Klassen gibt, soll man ihn immer in einem differenzierten Zusammenhang sehen. In diesem Sinne ist Kommunismus der Name für diese Bewegung, die die Macht nicht einer Klasse – der proletarischen Klasse- überträgt, sondern eine gesellschaftliche Organisation vorzieht, die auf der Bündelung, der Schaffung einer neuen Produktionsweise beruht.
Als "Proletariat" wird diese Mobilisierungskraft bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine vom Volk ausgehende Bewegung, die alle Gesellschaftsklassen mit ihren eigenen Erfahrungen im Bereich Herrschaft und Ausbeutung dazu auffordert, in einen gemeinsamen Befreiungsprozess einzutreten. Analog dazu bedeutet Feminismus nicht, dass Frauen die Macht übernehmen sollen, um das Herrschaftssystem umzukehren, sondern die Schaffung einer Kraft, die alle Machtansprüche eines Geschlechts über das andere zerstört, was die Grundlage aller Mächte ist. Das macht ihn zu einer Befreiungsbewegung. Die feministische und die kommunistische Bewegung sind notwendigerweise miteinander verbunden. Beide verschreiben sich einem revolutionären Prozess, der sich nicht darin erübrigt, die Unterwerfungsstrukturen zu verbessern. Können wir uns wirklich emanzipieren, wenn wir uns nicht gleichzeitig von dem befreien, was uns zur Minderheit erklärt und in Sklaverei hält? Darum werden in der Politik die Themen Gleichheit oder Emanzipation niemals dadurch gelöst werden, dass man am Thema "Gleichheit" festhält, indem man verlangt, dass "Macht" geteilt werden solle.
In der feministischen Bewegung gab es schon immer verschiedene Strömungen. Aber es sind die radikalsten Strömungen, die eine Bewegung zum Zeitpunkt ihrer Entstehung beeinflussen. Denn sie sind es, die die ganze Gruppe aufrütteln, einen Bruch provozieren und auf einen Weg zur Entstehung drängen. Wenn sie dann ihre Gründungsphase hinter sich hat, ihren Eingang in Institutionen gefunden hat, sich bewährt und Gegenbewegungen standgehalten hat, sind es eher die reformistischen, schwächeren Strömungen, die mehr Macht haben. So ist es mit der Macht der herrschenden Ideologie und dem Apparat durch den sie geschaffen und verbreitet wird. Ohne unser Wissen festigt sie sich in uns über die kleinen Zugeständnisse, die wir gewähren, bis wir selbst das Wichtigste abgeben. Nun wurden aber die radikalsten Strömungen, die im Zuge der Entstehung der sogenannten "Minderheitsbewegungen" aufkamen, ebenso mit Marx und Freud in Verbindung gebracht, auch wenn sie keinen direkten Bezug zu diesen hatten. Denn die gesamte gesellschaftliche und politische Kritik schöpft daraus für ihre Erneuerung und theoretische Grundlage. Außerhalb von Parteien und gegen Parteien, im Zusammenhang mit dem Klassenkampf.
Weil die gesellschaftliche und politische Revolution die gemeinsame Perspektive war, wurden die Beziehungen zwischen Männern und Frauen als "gesellschaftliche Beziehungen der Geschlechter" gesehen: Das war der Gedanke hinter dem Konzept der patriarchalischen Struktur. Dieses Konzept gibt uns zu verstehen, wie diese Struktur die Basis aller gesellschaftlichen Herrschaftsformen darstellt, denn es ist die Hauptform, die Grundform der privaten Aneignung; die des Körpers, des geschlechtlichen Körpers. Diese Trennung der Geschlechter als spezielle Produktionsweise findet sich in allen anderen Produktionsweisen wieder und gibt ihnen Struktur (Staatsapparat, Parteien, Gewerkschaften, Institutionen etc.). Wegen ihrer Universalität kann man sagen, dass sie Frauen zu einer ausgebeuteten "Klasse" macht. Auch die Herrschaft des Kapitalismus passt in die patriarchalische Struktur, um sich selbst zu reproduzieren.  Jedoch befreite er durch seinen Zwang zur Ausbeutung die gesamte ArbeitnehmerInnenschaft, einschließlich Frauen und Kinder (aus der patriarchalischen Struktur) und hat damit die Universalität seiner Ausdehnung begonnen. Die Trennung von Arbeit nach Geschlecht erlaubt es ihm, die Kräfte zu untergraben, die sich gegen ihn richten könnten, und verschärft somit den Konflikt zwischen Männern und Frauen. Das System zieht also einen maximalen Nutzen aus billigen Arbeitskräften, in deren Verantwortung es liegt, die männlichen Arbeitskräfte bei Kräften zu halten und für sie zu sorgen.
Um den "speziellen Zusammenhang" zwischen dem Klassenkampf und dem Kampf gegen das Patriarchat theoretisch zu untermauern, haben wir (die Gruppe "Elles voient rouge" – "Frauen sehen rot") das Konzept der "Über-Determination" in "Feminismus und Marxismus"[i] entwickelt, um zu zeigen, wie in jedem revolutionären Prozess der Kampf gegen das Patriarchat dem Klassenkampf Bedeutung gibt.  Dieser Zusammenhang darf nicht als Äußerlichkeit gesehen werden, sondern in der Form der "ultimativen" Determination (wobei es um den am stärksten determinierenden Faktor geht, auch wenn dieser nicht der direkte Grund ist), da er einen Entwurf des Schicksals der Revolution liefert: Dass eine Herrschaft von Männern über Frauen aufrecht erhalten wird, und dass jede Hierarchie und jedes Herrschaftssystem erhalten und wiederaufgebaut wird, und so der Prozess der Revolution rückgängig gemacht wird. Indem wir die Frage zur Beziehung zwischen Mann und Frau als repräsentativ für die revolutionäre Zukunft der Revolution stellen, lassen wir das Verständnis zu, dass dies nicht von der "revolutionären Zukunft des Volks" (G. Deleuze) getrennt werden kann, von der Transformation der Subjektivität (von sowohl Männern als auch Frauen). Das bedeutet jedoch auch die Tatsache zu unterstreichen, dass sich der Kampf gegen das Patriarchat nicht von selbst entfalten kann, außer im Sinne eines Endes der gesellschaftlichen Klassen und aller Systeme der "sicheren Macht". Für die Zukunft bedeutet das die Zerstörung eines Systems und eines Prozesses in seiner Ganzheit und das Hinterfragen der ideologischen Maschinerie und Staatsmaschinerie. Das bedeutet für die längere Perspektive, die Totalität eines Systems und Prozesses zu zerstören, alle ideologischen Apparate und den Staatsapparat zu hinterfragen. Theorien über das patriarchalische System aufzustellen erfordert ein Nachdenken über seine Zerstörung in einer kommunistischen Zukunft. Nur marxistische Gedanken erlaubten und erlauben es uns, so unverfroren und radikal zu sein. In "Feminismus und Marxismus" schrieben wir, dass der "historische Rückstand" der Frauen, der strukturell bedingt ist, "ihnen gleichzeitig eine Sichtweise gibt, die außerhalb des Systems liegt, und die eine revolutionäre Perspektive ist".
Und trotzdem hat die feministische Bewegung diese ganzheitliche Art der Analyse verloren, diese politische Position, sich in stärker identitätsbasierte, "lokalere" Bereiche zu begeben, wo die Verurteilung von Diskriminierung, Ungleichheiten und Gewalt gegen Frauen, also das Fordern von Rechten, vorherrscht. Die Bewegung hat mit der Analyse der Produktion und Reproduktion des Systems, sowie die der revolutionären Ziele aufgehört. Wir kämpfen eher dafür, uns in das System einzubinden, obwohl wir von diesem noch nie zuvor so schlecht behandelt wurden wie jetzt! Es ist notwendig, den Aufbau von Identitäten und Subjekten zu berücksichtigen, dabei wird die marxistische Theorie wieder untersucht und es uns erlaubt, die subjektive Dialektik der Revolution neu zu durchdenken. Sie ist auch Teil der Frage nach der Reproduktion einer Produktionsweise, der Reproduktion der vorherrschenden Ideologie, was Gramsci unter dem Konzept der "Hegemonie" versteht, Althusser unter dem Konzept des "ideologischen Staatsapparats", Bourdieu unter "Habitus" und ein Teil der feministischen Bewegung unter der gesellschaftlichen Kategorie des "Gender-Konstrukts" sichtbar machen wollte. Jedoch eliminiert die hegemonische "identitätsbasierte" Ideologie von heute die Machtstruktur und gesellschaftlichen Machtbeziehungen, zugunsten der alleinigen Analyse der Beziehungen zwischen Individuen, Gruppen, Gemeinschaften oder Gender-Konstrukten während die politische Frage zugunsten der Anpassung in Räumen der Anerkennung auf der Strecke bleibt.  Während der Feminismus noch immer eine gewisse subversive Kraft hat und das Denken und die Praxis dazu zwingt, sich einer skandalösen Frage zu stellen, die immer aufs Neue abgwehrt wird, verliert er seine revolutionäre Dimension.
Sandrine Moeschler stellte im Rahmen einer Studie über "Darstellungen des Feminismus", die sie mit Studentinnen durchführte, fest, dass die Mehrheit der Studentinnen die Frage "Was ist Feminismus?"[ii] folgendermaßen beantwortete: "Die Anerkennung oder Verteidigung von Frauenrechten", "das Sicherstellen der Wertschätzung für Frauen", "das Vorantreiben von Frauenanliegen"; es wird aber nicht erwähnt, dass Frauen Männern untergeordnet sind oder Frauen unterdrückt werden. Ebenso die Tatsache, dass die Forderung nach "gleichem Lohn für gleiche Arbeit" für sie nicht notwendigerweise "ein Bewusstsein für Trennung von Arbeit nach Geschlecht" bedeutet, wurde vorgebracht. Konzentrieren wir uns darauf, was Frauen als Gruppe angeht, als "benachteiligte" Kategorie ohne die gesellschaftlichen Umstände nachzuvollziehen, die ihre Rolle und Identität definieren, sowie ihren Status, ohne den Bezug auf das Ganze zu sehen. Die Frauenfrage beschränkt sich also auf gewisse Probleme. Trotzdem, wenn wir über "gesellschaftliche Beziehungen" sprechen, geht es nicht um interindividuelle Beziehungen, sondern um Produktionsverhältnisse im marxistischen Sinn dieses Terminus, der auf speziellen Produktionsverhältnissen beruht, die interindividuelle Beziehungen bestimmen.
Indem wir uns auf eine Struktur beziehen, können wir es vermeiden auf die Männer als Individuen hinzuschlagen – wenn auch jede Frau einen Mann in ihren Gedanken hat, von dem sie sich befreien muss und dem sie nicht bloß Schuld zuweisen soll! – um zu zeigen, wie Männer und Frauen ihre zugewiesenen Plätze haben. Die Tatsache, dass Männer daraus Nutzen ziehen, weil sie Machtpositionen belegen, ist auf die Kraft der subjektiven Konstitution einer Produktionsweise zurückzuführen, die Männer dazu bringt, diese Produktionsweise selbst zu reproduzieren, wobei sie die Realität ihrer eigenen Bedingungen verleugnen: ihre Unterwerfung unter die Klassenherrschaft. Die Tatsache, dass auch Frauen daraus Nutzen ziehen, zeigt, wie das System dazu imstande ist, die Psyche von Individuen in Form von "Selbstbetrug" und über Verlangen zu mobilisieren. Der Feminismus als Bewegung muss sich auch damit konfrontieren und Analysen vornehmen, um den Prozess einer Reproduktionsform zu ergreifen, der nicht auf simple Ungleichheiten oder mangelnde Rechte reduziert werden kann, sondern die gesamte Dialektik zwischen der gesellschaftlichen und der psychologischen Ebene hinterfragen. Während der Analyse des Prozesses der Unterwerfung können wir den ideologischen und politischen Kampf auf allen Ebenen führen und das Spezielle mit dem Allgemeinen verbinden.  Wie wir sehen, kann dieser Kampf nicht auf "Verurteilungen" reduziert werden, sondern er muss zu allererst die kritische Analyse eines Systems von Produktion und Repräsentation beinhalten. Er braucht auch die Freud’sche Theorie des Unbewussten, den die Gender-Theorie manchmal auslässt, um so der Frage nach den Unterschieden zwischen den Geschlechtern zugunsten eines sozialen Konstrukts zu entgehen. Es bleibt, dass der "Unterschied" nicht als Rollenzuweisung begriffen werden kann, sondern als Möglichkeit, das nicht reduzierbare Andere zu finden.
Dass sich Frauen emanzipieren und sich gegen alle Machtformen auflehnen müssen, ausgehend von der patriarchalischen Form ihrer eigenen Ausbeutung und Beherrschung, bedeutet nicht, dass es die "Guten" auf der einen Seite und die "Bösen" auf der anderen gibt. Jedes Thema lässt sich trennen in den Wunsch einer Frau sich zu befreien und ihre Akzeptanz der Herrscherstruktur als eine Art der integrierenden Anerkennung. Hier manifestiert sich die Wirksamkeit der kulturellen und sozialen Hegemonie, die nicht nur Unterwerfung und Unterdrückung fordert, sondern Individuen in ihrer Identität – einer Identität, die sie fordern – konstruiert (siehe Michel Foucault). Wir können daher nicht den widersprüchlichen und symbolisch-instinktiven Aufbau eines jeden Themas ignorieren. Ich möchte hier noch hinzufügen, dass der Kampf gegen ein Herrschaftssystem nicht unter der kindischen Illusion geführt werden kann, dass die Menschheit einst in Frieden leben wird und wir "glücklich und zufrieden", also für immer befriedet, in einer Gesellschaft ohne Konflikte und mit vollständiger Transparenz leben werden.  Das würde einem Töten des Verlangens und Entdeckens gleichkommen; wir würden in Roboter verwandelt und nur auf unsere Bedürfnisse reduziert werden (für die die Struktur vorsorgt). Freiheit und Gleichheit wird immer, in jeder Produktionsweise, ein Ziel bleiben und im Gegensatz dazu sind  Glück und Zufriedenheit nur Gemütsverfassungen. Es wird das wahrhaft Andere geben, in der Form des Unbewussten, als Grenze zum übermächtigen Ich, das seinen Platz in der Materialität der gesellschaftlichen Beziehungen hat. Verwechseln wir soziale Ungleichheit nicht mit der Beruhigung von Spannungen und Widersprüchen. Das Leben als Eros, kann man sich ohne Zerstörung und Tod nicht vorstellen, darum gibt es das ja auch. Die Psychoanalyse lehrt uns diese Ernüchterung.
Wir können uns Frauen nicht nur als Opfer vorstellen, sondern als begehrende Subjekte, die in ihrem Leiden die Macht, die sie unterdrückt, unwissentlich reproduzieren. Sie richten als Kompensation Machtsysteme ein, die genauso bedrohlich sind und ebenso  Systeme der Vermeidung und Erfindung. Denn die, die uns unterwerfen, geben uns auch Referenzen zu unserer Identifikation, sodass wir an ihnen festhalten, mit ihnen spielen, sie unterwerfen. Daher geht die ideologische Schlacht über einen einfachen Widerstand gegen irgendetwas hinaus. In eine Richtung zu streben, abseits von Anschuldigungen und Anstrengungen, Rechte zu bekommen, bedeutet eine Denkweise anzunehmen, die von der Praxis der "maximalen Differenzierung" gestützt wird (D. Sibony).
Eine Denkweise wird ins Spiel gebracht, wenn diese von Verlangen und Begehren unterstützt wird. Und dieses Verlangen (nach Denken) entsteht nur, wo dies einen Abstand zu Normen schafft, in denen sich das Individuum bewegt, wo etwas Unbekanntes auf dem Spiel steht, das uns von uns selbst trennt, einen Bruch bringt und daher einen Impuls gibt. Verlangen geht über Bedürfnisse hinaus, auch wenn es sich auf diese stützt (es gibt einige "lebenswichtige" Bedürfnisse, die nicht immer wahrnehmbar sind). Es stellt eine Ergänzung zu Bedürfnissen dar und das Reduzieren des Subjekts auf seine "Bedürfnisse" bedeutet seine Reduzierung auf seine Tierhaftigkeit, die Marx sogar "Bestialität" nennen würde (auf der Basis einer Realität, die rein auf den Körper reduziert ist). Denn es geht tiefer; Verlangen ist weitreichend, erzwingt einen Weg, sondert das Notwendige ab. Wenn wir Bedürfnisse haben, sehen wir, dass wir an das Unmittelbare gebunden sind, an die Manipulation. Wir haben dringende Anliegen zu erfüllen, zum Nachteil von jedweder Strategie, die von einer politischen Zukunft gestützt wird. Darum versucht uns der Kapitalismus auf unsere Bedürfnisse zu reduzieren, indem er Objekte des Begierde schafft, die scheinbar einen grundlegenden Wunsch nach Kreativität und Freiheit bedienen, während sie den Prozess der Unterwerfung begünstigen (im Zuge eines Kultes der unendlichen Besitznahme). Der Kapitalismus versteht etwas von Verlangen, während die "Linke", angepasst und weise (kleinbürgerlich) nichts als ein Strohfeuer sieht. Obwohl wir über ein grundlegenderes Verlangen sprechen; von diesem Verlangen, das ganz typisch für den Menschen ist, das dieses lebenswichtige Bedürfnis ausdrückt, alles immer hinterfragen zu können; bis zum Leben selbst, um es zu befreien. Es geht also nicht so sehr darum, etwas zu besitzen, um so einen bestehenden Trieb zu befriedigen (nach einem Objekt, Raum oder Ort), aber um eine Bewegung, die uns trennt, um eine "Chance zu nützen". 
Daher gibt es die Forderungen der Linken die "Austerität" zu bekämpfen, die die Wahrnehmung von Individuen auf ihre sogenannten "materiellen Bedürfnisse" reduzieren. Wir übertönen das Verlangen mit Jammern, Forderungen und Feststellungen über das Unglück, das uns in der Form von "Wegnehmen", "Diebstahl" und "Missbrauch" widerfährt. Es ist eine Illusion, anzunehmen, dass wir Menschen rein durch wirtschaftliche oder rechtliche Forderungen mobilisieren können (obwohl das Konzept der Austerität so vage ist, dass es zur Konsumentensprache gehört). Im Gegensatz dazu braucht es die Unterstützung einer politischen, ideologischen Perspektive, die sich selbst keine Grenzen setzt, wenn es um eine Neuordnung oder Verbesserung des Systems geht, aber die – beruhend auf den Widersprüchen des Systems – die Bewegung der Kämpfe an den äußersten Rand des Kreuzungspunkts trägt. Im Rahmen eines Bruchs, einer lebensspendenden Zerstörung, in der man sich selbst konstruiert, wo wir die Schaffung der Kraft einer Bewegung sehen, die sich ohne Enthusiasmus nicht entfalten kann (erinnern wir uns an Kant und sein Urteil zur Französischen Revolution). So stellten sich die Pariser Kommune und die Schlüsselrevolutionen des 20. Jahrhunderts (1917, die Spanische Revolution etc.) dar. Das ist das "Erscheinungsbild" einer autonomen Bewegung, einer Bewegung, die ihre eigene Kraft schafft, wo dies nicht zu erwarten war, die Feminismus in den öffentlichen und privaten Raum eingebracht hat. Und diese Kraft war es, gleichzeitig verbunden mit der Kraft einer gesellschaftlichen und politischen Bewegung, die sich durchwegs in der Geschichte von der Möglichkeit zurückgezogen hat, eine revolutionäre Schwelle zu übertreten. Das ist die Quelle unserer Verzweiflung, und nicht nur der Triumph des Kapitalismus. Denn der Kapitalismus war nur erfolgreich, da er durch die konstanten Zugeständnisse seitens der sogenannten Oppositionsparteien der Linken zum Sieg gebracht wurde. Die Opposition hat wissentlich die Karte der Einbindung ausgespielt und die Massen in die Verzweiflung getrieben, als – mit einer Extremsituation konfrontiert – der Vorschlag gemacht wurde, statt zu zerstören doch zu erhalten (ein Bruch war im Diskurs augenscheinlich). Das verursachte zumindest zeitweise den Aufstieg der Partei Front National.
Eine Macht kann nicht ohne Grausamkeit geschaffen werden, d.h. nicht ohne die Fähigkeit, die Realität zu konfrontieren; das, was echt ist in all seiner Gewalt, ohne eine klare Analyse des Klassenkampfes, für den wir selbst verantwortlich sind, ohne eine Einschätzung durch die feministische Bewegung. Eine solche Einschätzung bedeutet keine buchhalterische Übung mit einer Auflistung von Gewinnen und Verlusten, sondern eine Analyse unserer gemeinsamen Strategie in Bezug auf die aktuellen Machtverhältnisse. Das bedeutet dazu imstande zu sein, eine Artikulation für die verschiedenen Ebenen der gesellschaftlichen Realität zu erdenken: die wirtschaftliche/politische/ideologische und die Art und Weise auf die wir auf all diesen Fronten in die Schlacht gezogen sind. Eine Analyse der Situation bedeutet nicht, die verschiedenen Elemente herzunehmen und eine Liste zu erstellen (es wäre faul, der spontanen Sprache der Ideologie zuzugestehen, hier eine Vorreiterrolle innezuhaben, da man ihre Funktion, Funktionsweise und Auswirkung auf uns nicht analysiert), aber wie Althusser schrieb, "ihr widersprüchliches System zu verstehen, das das politische Problem aufbringt und an seiner historischen Lösung bastelt ist ipso facto ein politisches Ziel, eine praktische Aufgabe ("Machiavel et nous" – "Macchiavelli und wir", S. 62). Ihr System zu analysieren bedeutet, herauszuarbeiten, was auf dem Spiel steht und damit unsere Strategie zu definieren. Unserem täglichen Handeln kann dadurch Sinn gegeben werden und es kann so langfristig geplant werden. Es lässt sich also jedes Mal eine Dialektik zwischen Kämpfen für sofortige Reformen, Teilnahme an Demonstrationen und politischen Kämpfe und revolutionären Ideologie ausmachen. 
In welchen Machtverhältnissen müssen wir diese Bewegung konstruieren? Ich habe bereits gesagt, in Machtverhältnissen, die klar zu unserem Nachteil stehen, in denen wir unsere Niederlagen und die dynamische Machtnahme des Kapitals anerkennen (und wo klargestellt ist, dass es nie die Kontrolle verloren hatte. Wir sind nur an den Rändern sichtbar, was zur Folge hat, dass wir kämpfen müssen, um den Status Quo zu erhalten, der selbst dahinschwindet. Die Wirtschaft hat nun die Oberhand und unsere Einbindung im Staat und in den europäischen Institutionen erstickte uns im vorherrschenden Diskurs der Linken, die sich bemüht, zu glauben, dass sie an Spielraum gewinnen könnte, wenn sie auf gegnerischem Territorium ausharrt. Dadurch haben wir die Illusion, die grundlegenden Prinzipien Europas zu verändern! Obwohl wir keinen Einfluss auf unsere eigenen Staaten haben – zumindest nicht von den Rändern aus, was nichts im allgemeinen Prozess ändert – und die Europäische Union, die von unseren Demonstrationen offensichtlich unbeeindruckt bleibt und sich immer mehr in einem gegnerischen Standpunkt einnistet und Reformen vorantreibt. Der Reformismus der Linken erschrickt sie nicht, was nur das Gefühl der Machtlosigkeit verstärkt, während die Demokratie in Frage gestellt wird, und nur das thematisiert wird, was ihr fehlt und nicht das, was ihre Grundfesten ausmacht.
Dieser Machtlosigkeit kommt nur unser ständig erneuerter Glauben an die drohende Gefahr der finalen Krise gleich, die wir in unseren Analysen als das Ende des liberalen Kapitalismus darstellen (um den es ganz im Gegensatz gut bestellt ist) und an die Stärke der Volksaufstände. Und trotzdem werden die Volksbewegungen selbst erstickt und von den Einbindungsstrategien der Parteien und Gewerkschaften eingeengt, sowie von ihrer eigenen Ablehnung aller revolutionären Prozesse, die die Frage des Kommunismus als die aktuelle Form eines Bruchs zur Abschaffung des bestehenden Staates aufbringt.  Das zeigt uns ganz klar, wie wir weiterhin versklavt werden – dadurch dass es uns verboten ist "zu denken", unterliegen wir der Verordnung der "einzigen" Denkweise (was deshalb keine Denkweise mehr ist). Da Feminismus selbst nur als eine Referenz zitiert wird, oder im besten Fall für die Anerkennung seines Kampfes für "Frauenrechte", wird keine allumfassende Reflexion entfacht.  Wir können sagen, dass die vorherrschende Ideologie erfolgreich implantiert wurde und wir unterstützen das, indem wir davon nichts wissen wollen. In der Zwischenzeit sind wir in einer ideologischen Landschaft eingesperrt, die uns von Bürgertum und Kapitalismus aufgezwungen wurde. Der Zustand der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Widersprüche, mit deren extremen Konsequenzen für die Menschen, drängen uns jedoch dazu, auf radikalste Art und Weise die Frage nach der Übertretung zu stellen.  An dieser Grenze zögern wir und drehen uns noch einmal um.
Lernen wir unsere Lektionen: Wir können nicht einfach schnell auf dringende Anliegen reagieren und irgendeine Schlacht auf gut Glück unterstützen, ohne eine allumfassende Analyse vorzunehmen, die es uns erlaubt, unsere Anstrengungen auf unsere Schwäche zu konzentrieren: Unseren Mangel an Analysetätigkeit (unser ständiges Reden von Austerität, dem Zustand der Wirtschaft, das Zurückdrängen von Rechten etc., stellt eher einen langweiligen und gewöhnlichen Bericht dar, als eine wirkliche Analyse der Machtverhältnisse). Denn Forderungen vorzubringen, zu demonstrieren, ohne zu verstehen, was politisch und ideologisch in einer bestimmten Situation auf dem Spiel steht und einen Weg zu bereiten, das führt nur zu einer Verschärfung der Depression bei den Menschen. Heute ist Demonstrieren ohne eine radikale Position sinnlos, die über die an das Andere gestellten Forderungen hinaus, Macht schafft.  
Was fehlt uns? Eine theoretische Grundlage zu den politischen und ideologischen Interessen auf nationaler wie internationaler Ebene, die mit der Strategie des Kapitals verbunden ist. Diese theoretische Grundlage umfasst die Analyse der Verbindung zwischen dem wirtschaftlichen Prozess, der Zukunft der Staaten und Institutionen, der internationalen Machtverhältnisse, dem ideologischen Diskurs und der Praxis. Dadurch werden die verschiedenen Strömungen der kapitalistischen Produktionsweise verbunden, um die "Macht seiner Ausdehnung" zu verstehen (und nicht nur froh darüber zu sein, dass der Kapitalismus in der Krise steckt!). Aber um diese Analyse vorzunehmen, müssen wir unsere Positionen klarstellen und die Ideologie analysieren, die wir unterstützen. Über welchen Gedankenspielraum sprechen wir hier? Wie werden wir unsere Handlungen definieren? Wenn es hier vorallem um die Bewegung geht, dann sind das die Ideen, die wir weitergeben sollen, um den zu unterstützen, der die Bedeutung erkennt und der die Art und Weise definiert, wie wir an Demonstrationen teilnehmen, die auf die Kämpfe folgen;  die Art der Allianz, die man mit dieser oder jener Organisation eingehen soll. Wenn es um eine revolutionäre Perspektive geht, dann ist es uns überlassen, eine Praxis zu entwickeln, um diese Bewegung aufzubauen, indem man ihr einen Impuls gibt.
Das Herausstreichen der Eingebundenheit in Institutionen als eine Schlüsselstrategie führt uns zu einer Sackgasse in der ideologischen Frage und Mobilisierung der Massen. Da die Machtverhältnisse nicht zu unseren Gunsten stehen, benötigt diese Perspektive eine aufreibende Menge an Energie und führt zu wenigen Ergebnissen. Sie schwächt unsere Fähigkeit, die Grundlagen unserer Strategie und die echten Ziele, die wir uns setzen, durchzudenken. Das bedeutet nicht, dass wir nicht an politischen Institutionen teilnehmen sollen. Wenigstens können wir uns so Gehör verschaffen, Kontakte und Beobachtungen bestmöglich nützen, und auf allen Ebenen den Kampf weiterführen. Das ist ein notwendiger Schaltpunkt. Wir werden jedoch immer weniger hörbar und auch entmutigt, wenn wir unsere institutionelle Teilhabe nicht der Theoriearbeit unterordnen, der ideologischen Schlacht und dem Zusammenbringen der Menschen vor Ort, was dazu dient, eine Bewegung zu schaffen, die von nationalen – sowie europäischen – staatlichen Instanzen unabhängig ist. Unsere Arbeit muss ein langer Prozess sein. Wir müssen die Art ändern, wie wir Zeit und die Zeitlichkeit, in der wir leben, begreifen, und uns von dem Stress befreien, unsere Ziele immer sofort zu erreichen. Es gibt auch einen Aktivismus, der den Anliegen, die wir unterstützen, schadet. Die Zeit für Reflexion und Aufbau ist eine Zeit, die wir unmöglich einsparen können. Außer natürlich, wir möchten mit Volldampf ins Desaster rasen, während wir noch immer glauben "Wir machen das richtig!"
Eines noch. Diesen Kampf im europäischen Raum auszutragen verfehlt das Ziel. Die Europäische Union war, ist und wird ein Konstrukt der Großmächte und der Amerikaner bleiben. Es handelt sich dabei um einen geopolitischen Raum, der für den Kapitalismus definiert wurde und in den Machtverhältnissen mit der restlichen Welt ein Schwergewicht darstellen soll. Das ist eine Struktur, die uns für die echte Verteilung der Kämpfe blind macht. Und trotzdem kann ein revolutionärer Kampf nur international sein, denn Kapitalismus und das patriarchalische System sind international – mit einer speziellen Ausformung in jedem Land – (die Globalisierung hat eine kapitalistische Perspektive und reflektiert ihre Strategie. Sie vereinheitlicht zu einem einzigen System, wo sie gemäß den Machtverhältnissen differenzieren, teilen und verbinden sollte) – und was auf der politischen Ebene auf dem Spiel steht, kann man nur im internationalen Zusammenhang verstehen. Internationalismus definiert eine Strategie von Beziehungen mit den Völkern; mit all jenen, die von den Nationen der Welt unterdrückt, ausgebeutet und ausgeschlossen werden und zwingt uns dazu, spezielle Situationen zu analysieren: Entwicklungsungleichheiten, Widersprüche und Konflikte in Bezug auf Arbeit. Von diesem Standpunkt aus können wir die Machtverhältnisse verschieben, einbinden und vom Aufbau der Macht lernen. Europa selbst ist ein Teil der Welt, der sich aus sehr unterschiedlichen Menschen zusammensetzt, wo jeder Staat eine spezielle Rolle in Bezug auf die Herrschaft, die uns die Europäische Union aufzwingen möchte, innehat. Wir müssen daher diese ganzheitliche Strategie verstehen und uns auf die Schaffung einer neuen Macht zubewegen, indem wir uns denen anschließen, die kämpfen. 

Übersetzung aus dem Französischen: Veronika Peterseil

Anmerkungen:

[i] Feminismus und Marxismus (Féminisme et marxisme),  “Frauen sehen rot”, 29. und 30. November 1980, Ed. Tierce, 1981. In diesem Buch werden die Debatten beschrieben, die an den beiden Tagen des Symposiums zwischen verschiedenen Strömungen der Frauenbefreiungsbewegung stattfanden. Dabei handelt es sich um eine außergewöhnliches Werk, das diese reichhaltigen Diskussionen festhält und nichts an seiner Relevanz eingebüßt hat.
[ii] Sandrine Moeschler: Darstellungen des Feminismus (Les représentations du féminisme), Universität Genf, 2007, Abschlussprojekt für das General Studies Certificate.

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