ITH-Konferenz 2015: „Arbeit und Nicht-Arbeit“

Die 51. ITH-Konferenz (24.-26. September 2015) will das Thema „Arbeit und Nicht-Arbeit“ in interdisziplinärer Perspektive unter dem Gesichtspunkt der politischen Konstruktion von Arbeit und Nicht-Arbeit untersuchen.

Humboldt Universität zu Berlin / IGK Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive / re:work Konferenzsprache: Englisch

Call for Papers

Zu den zentralen Errungenschaften einer globalen Perspektive auf die Geschichte und Ge­genwart der Arbeit gehört die kritische Reflexion des Konzepts Arbeit und die Infragestellung von dessen lange üblicher Begrenzung auf Lohn-und Erwerbsarbeit. In diesen Diskussi­onszusammenhang fällt auch die Frage nach den immer neu hergestellten und umkämpften Grenzziehungen und „Grauzonen“ zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit, legitimer und nicht anerkannter, bezahlter und unbezahlter Arbeit im Zuge der globalen Entwicklung der modernen Ökonomie: Da wären der Wanderarbeiter und der „Vagabund“, die „Hausfrau“ und der Koch, die Kinderarbeit, das Computerspiel am Arbeitsplatz, der „Kleinkriminelle“, die arbeitslose Arbeitslosenaktivistin, usw. … Die damit angesprochenen Unterscheidungen zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit, und die Bezüge zwischen den voneinander abgegrenzten und in einander übergehenden Sphären spielten und spielen eine bedeutende Rolle für die ökonomische Entwicklung, die gesellschaftliche Bewertung der unterschiedlichen Tätigkeiten, und für das Leben und die Handlungsmöglichkeiten der Nicht/Arbeitenden selbst.
Die 51. ITH Konferenz will das Thema „Arbeit und Nicht-Arbeit“ in interdisziplinärer Perspektive vor allem unter dem Gesichtspunkt der politischen Konstruktion von Arbeit und Nicht-Arbeit untersuchen. Zugrunde gelegt wird dabei ein breiter Begriff von Politik. Die Konferenz will zu einer Entnaturalisierung und Re-Politisierung des Begriffs und der Praxis von Arbeit und Nicht-Arbeit beitragen, und Arbeit wie Nicht-Arbeit als gesellschaftliches Verhältnis in den Mittelpunkt stellen. Die Definition von bestimmten Tätigkeiten als Arbeit oder Nicht-Arbeit und die Beziehung zwischen diesen Polen waren stets eng verknüpft mit wirtschafts-und sozialpolitischem Handeln, Geschäftsstrategien, und sozialen Konflikten und Kämpfen. Im Einzelnen sollen vier (durchaus überlappende) Schwerpunkte das Thema struk­turieren:
1.) Herstellung von Arbeit und Nicht-Arbeit: Hier geht es darum, wie die oft auch widersprüchlich konstituierten Grenzen zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit erfunden, verschoben, abgeschafft und neu konfiguriert wurden, und um die verschiedenen Akteure, Institutionen und Instrumente, die dabei von Bedeutung waren.
2.) Alltag zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit: Hier geht es darum, das Handeln von Arbeiten­den in konkreten Nicht/Arbeitssituationen auszuloten („Eigen-Sinn“, Verlangsamung der Produktion, Nicht-Arbeit in der Arbeit und Arbeit in der Freizeit, etc.).
3.) Bewegungen gegen die (Lohn-)Arbeit: Hierunter könnten Arbeitsverweigerung, Kämpfe gegen die Arbeit bzw. bestimmte Formen von Arbeit, utopische Anti-Arbeitskonzepte, etc. subsumiert werden.
4.) Politik der Wissensproduktion: Hier geht es um das Zusammendenken verschiedener Traditionen, die – etwa in der feministischen und der Entwicklungsforschung – dominante Definitionen von Arbeit und Nicht-Arbeit in Frage gestellt haben. Wie und warum fließen solche Konzepte in die Globalgeschichte der Arbeit ein, was geschieht im Zuge des Trans­fers, etc.?
Wir laden Beiträge über alle Weltregionen ein und freuen uns außerdem über vergleichende und transnationale Beiträge, sowie über Beiträge, die mehrere Analyseachsen – wie Klasse, Geschlecht, globale und regionale Ungleichheit und Ungleichzeitigkeit, Ethnizität, Lebens­lauf, etc. – einbeziehen.
Einreichung
Vorschläge für Beiträge (in englischer Sprache) sollen enthalten:
− Abstract (max. 300 Worte)
− Kurzbiografie (max. 200 Worte)
− vollständige Adresse und E-Mail-Adresse
− und die Zuordnung zu einem der vier Themenbereiche
Einreichungen bitte an Lukas Neissl: lukas.neissl@doew.at Termine
Einreichung der Vorschläge: bis 31. Dezember 2014
Mitteilung über Entscheidung der Aufnahme: 31. Januar 2015
Langfassung der Beiträge: bis 1. August 2015
Vorbereitungsgruppe
Andreas Eckert (IGK Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive re:work, Berlin)
Josef Ehmer (Universität Wien)
Nicole Mayer-Ahuja (Georg-August-Universität Göttingen)
Lukas Neissl (ITH, Wien)
Brigitte Pellar (Wien)
Sigrid Wadauer (Universität Wien)
Susan Zimmermann (ITH, Wien)

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