Ende Jänner hat das AKADEMIA-Netzwerk von transform! europe eine zweitägige, dem Thema „Universität, Wissenschaft und Forschung“ gewidmete Konferenz in Madrid organisiert. Sie wurde von den drei spanischen Mitgliedern unseres Netzwerks ausgerichtet: der Stiftung für ein Europa der Bürger/innen (FEC), der Stiftung für Marxistische Studien (FIM) und der Katalanischen Stiftung L’Alternativa. Die Konferenz fand am 31. Jänner und 1. Februar 2014 in der Residencia de Estudiantes des Spanischen Zentrums für wissenschaftliche Forschung (CSIC) statt.
Außer von den Organisator_innen hatte die Konferenz die freundliche Unterstützung von Marie-Christine Vergiat, EU-Parlamentsabgeordnete der GUE/NL und der Partei der Europäischen Linken. Walter Baier (transform! europe), Eddy Sanchez Iglesias (FIM), Jaime Aja (FEC) und Antoni Barbarà (L’Alternativa) sprachen einleitende Worte zu den vorliegenden Beiträgen zu einem Publikum, das aus fünfzig Forscher_innen an Universitäten bestand, die die ganze Konferenz hindurch anwesend waren.
Ziel war es, einen Austausch zur aktuellen Lage des Widerstands gegen neoliberale Universitätsreformen, Forschungs- und Wissenschaftspolitiken in der Europäischen Union zu ermöglichen. Die Vielfalt der Rollen, die Wissenschaftler_innen in ihren jeweiligen Ländern spielen, machte die Besonderheit dieser Konferenz aus. Wir konnten nicht nur auf Beiträge von Spezialist_innen zum Thema Universitäten, Wissenschafts- und Forschungspolitiken zählen (Vicenzo Pavone von CSIC, Adoración Guamán von der Universität Valencia, Peter Fleissner von der Technischen Universität Wien, Rainer Zimmermann von der Technischen Universität München, Manuel Monleón von der Technischen Universität Valencia, José María Díaz Nafria von der Universität León und Janine Guespin von der Universität Rouen), sondern auch auf solche von Verantwortlichen für europäische und internationale Angelegenheiten in wichtigen Gewerkschaften aus Frankreich, Spanien und Italien (Jean-Paul Lainé und Marc Delepouve von FSU-SNESUP, Alicia Durán von Comisiones Obreras, Alessandro Arienzo von CGIL), die mit Mitgliedern der Parlamentsausschüsse für Bildung (Marie-Christine Vergiat, Linksfront; Joan Mena, EUiA, aus Katalonien; Caridad García, Izquierda Unida) und den in der EL für Bildung und Forschung Verantwortlichen (Enrique Diaz und Rafael Plá aus Spanien, Sonja Crivelli aus der Schweiz, Lena Hulden aus Finnland, Sissy Velissariou aus Griechenland) zusammengebracht wurden.
Da das von uns vertretene Konzept Universitäten als Gemeinschaft im Dienste der Bürger_innen sieht, haben wir auch Verwaltungspersonal (José Pinel von der Universität Lyon) zu einem Vortrag eingeladen und ein Podium den Studierenden und prekär arbeitenden Wissenschaftler_innen gewidmet, zu dem wir einige ihrer in Verbänden organisierten Vertreter_innen (Jheysson Salas und Lara Manyes aus Spanien, Irina Castro aus Portugal und Vincent Talbo aus Frankreich) eingeladen haben.
Da jedoch sowohl intellektuelle als auch gesellschaftliche Kämpfe von der Erinnerung an historische Erfahrungen ausgehen müssen, haben wir auch ältere Gelehrte mit Spezialwissen über Bildung, Forschung und Wissenschaft zu zwei Hauptvorträgen gebeten: Marco Antonio Rodrigues Dias, ehemaliger Leiter der Abteilung für Höhere Bildung bei der UNESCO, hielt die Eröffnungsrede, in der er darlegte, wie die neoliberale Wende hin zur Kommodifizierung von an Universitäten gewonnenem Wissen sich auf globaler Ebene durchsetzte. Mit seiner durch reiche Erfahrung geprägten brasilianischen Perspektive bot er uns eine nicht-eurozentristische Darstellung von Alternativen zu diesen Konzepten.
Der zweite Tag des Seminars war insgesamt Alternativen gewidmet, weshalb die Frage von sozialer und Geschlechtergerechtigkeit an Universitäten, in Wissenschaft und Forschung unter dem Blickwinkel der Demokratisierung von Wissen in der Gesellschaft untersucht wurde. Die Abschlussrede wurde von Pedro Marset, Professor für Wissenschaftsgeschichte an der Universität Murcia, gehalten. Er widmete sich der zentralen Bedeutung, die Residencia de Estudiantes und Junta de Ampliación de Estudios im Kampf der spanischen Gesellschaft zukamen, sich durch Wissenschaft und Forschung vom Einfluss reaktionärer theokratischer Kräfte zu befreien.
Die Ergebnisse dieser internationalen Tagung sollen in einem von transform! europe herausgegebenen Bericht, der die auf der Konferenz geführten Debatten reflektiert, und in einer gemeinsamen Publikation zum Stand von Widerstand und Alternativen gebündelt werden.
Die Konferenz diente aber insbesondere der Bildung einer stabilen AKADEMIA Arbeitsgruppe zu Wissenschaft, Gesellschaft und Demokratie. Diese Gruppe wird sich der Entwicklung von Alternativen in der Forschungspolitik auf europäischer Ebene widmen und gleichzeitig einen Kernbereich, nämlich Energie, wählen, um Bürger_innen und Forscher_innen zu mobilisieren, die Interesse an Teilnahme und Erkenntnissen haben.
Für weiteren Austausch kann die Plattform des AKADEMIA-Netzwerks genutzt werden. Sie steht allen kritischen Forscher_innen offensteht, die zu dieser Arbeit beitragen möchten (Kontakt: academia@transform-network.net).