Mit ihm verliert die Partei DIE LINKE ihren profiliertesten und weit über die Parteigrenzen hinaus bekannten und anerkannten Wirtschaftswissenschaftler, aber auch einen Politiker, der sich für linke Bündnispolitik über die eigenen Parteigrenzen hinausdachte und aktiv wurde.
Troost wurde am 1. September 1954 in Hagen, einer Industriestadt am südöstlichen Rand des Ruhrgebiets geboren. Nach dem Abitur auf der Schule Schloss Salem studierte er Volkswirtschaftslehre an der Philipps-Universität Marburg und promovierte dort 1982 zum Thema Staatsverschuldung.
Seine berufliche Laufbahn begann er 1981 mit der Übernahme der Geschäftsführung der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik. Diese Funktion behielt er bis zu seinem Lebensende inne. Die jährlich von der Arbeitsgruppe zum 1. Mai veröffentlichten alternativen Wirtschaftsgutachten wurden von Troost maßgeblich mitgeprägt. Später hatte er den seit 1997 erschienen EuroMemo-Bericht unterstützt. Seit 1984 war Troost auch geschäftsführender Gesellschafter des Progress-Instituts für Wirtschaftsforschung (PIW GmbH) in Bremen und Teltow. Von 1990 bis 2001 war er zudem Geschäftsführer des Büros für Strukturforschung Rostock gGmbH in Rostock.
Im Verlaufe der rot-grünen Arbeitsmarktreformen unter Bundeskanzler Gerhard Schröder (die sogenannten Hartz-Reformen) engagierte sich Troost mehr und mehr in der parteipolitischen Arbeit. 2004 wurde er zu einer der treibenden Kräfte zur Gründung der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG), die aufgrund ihrer programmatischen Nähe bei der Bundestagswahl 2005 mit der damaligen PDS kooperierte. Als WASG-Mitglied auf der Wahlliste der PDS gelangte er 2005 in den Bundestag, dem er mit einer Unterbrechung bis 2021 angehörte.
Troost war zudem Mitglied des Bundesvorstandes der WASG und maßgeblich beteiligt an dem 2007 erfolgten Zusammenschluss von WASG und PDS zur Partei DIE LINKE. Bis zum Bundesparteitag 2022 war Troost ebenfalls Mitglied des Parteivorstandes der LINKEN und für viele Jahre auch stellvertretender Vorsitzender.
Als Wirtschaftswissenschaftler prägte Troost die Finanz- und steuerpolitischen Positionen der LINKEN. Er war aber nicht nur finanzpolitisch engagiert, sondern ebenso auf europäischer Ebene aktiv. Insbesondere pflegte Troost ab 2015 enge Kontakte zur griechischen Schwesterpartei Syriza, forcierte als Mitglied der Linksfraktion des deutschen Bundestags die Solidarität und Kooperation mit Syriza und warb in der deutschen Linken um Verständnis für die den Machtverhältnissen geschuldeten Kompromisse, auf die sich die linke Regierung unter Alexis Tsipras – vor allem auch unter dem Druck der deutschen Regierung – einlassen musste.
In den letzten Jahren hat Troost sich auch verstärkt in der Rosa-Luxemburg-Stiftung engagiert und dort seine Kompetenzen als Senior Fellow für Wirtschafts- und Europapolitik beim Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung zur Geltung gebracht.
Obgleich Wirtschaftswissenschaften sein Lebensthema waren, hat er immer auch über seinen eigenen fachlichen Horizont hinausgeblickt. So saß er als stellvertretender Parteivorsitzender 2016 aus Anlass des Katholikentags in Deutschland mit der Generalsekretärin von Pax Christi Christine Hoffmann, mit dem Theologen und Sozialwissenschaftler Prof. Franz Segbers und der chilenischen Schwester Karoline Mayer um über die Gewalt von Armut und sozialer Ausgrenzung, den Götzendienst der Wirtschaft, den Terror von Krieg und Banken zu diskutieren.
Axel Troost stand für Offenheit, und Sachlichkeit, für Verlässlichkeit und solides wissenschaftliches Arbeiten und politisches Engagement des Zusammenbindens und der Kooperation. Ein besonderes Anliegen war ihm dabei der Brückenschlag zu linken Wirtschaftwissenschaftlerinnen und Wirtschaftswissenschaftlern und zu den Gewerkschaften. Er war ein organischer Intellektueller, der sich selbst nie so genannt hätte. Er besaß eine unglaubliche Portion Humor und auch sein Lachen wird uns fehlen.
Unser Beileid gilt seiner Frau und seinen zwei Kindern und engsten Freunden.